Kinderlähmung Krankheitsverlauf
Kinderlähmung (Polio) verläuft in verschiedenen Phasen und kann in jedem Stadium zum Stillstand kommen.
Das Vorläuferstadium der Kinderlähmung
Zumeist verläuft die Kinderlähmung zuerst ohne irgendwelche besonderen Krankheitsmerkmale (Vorläuferstadium). Es kann sich ein allgemeines Krankheitsgefühl einstellen, zu dem kurzes Fieber, Kopfschmerzen, Halsentzündungen, Husten und Magen-Darm-Beschwerden gehören. In diesem Stadium ist nicht das zentrale Nervensystem betroffen. Es verursacht keine Lähmungen und ist daher harmlos. Die Symptome klingen nach 2-3 Tagen wieder ab.
Im Latenzstadium (1-3 Tage) sind die Patienten fieberfrei und fühlen sich gut.
Das präparalytische Stadium der Kinderlähmung
Dann beginnt das präparalytische Stadium der Kinderlähmung. Nur wenige der Erkrankten klagen über diese anschließenden Symptome, wie sie bei einer Hirnhautentzündung (Meningitis) auftreten. Diese sind zum Beispiel starke Kopfschmerzen, große Lichtempfindlichkeit, Erbrechen, Bewusstseinseintrübung und Nackensteifigkeit. Auch steigt das Fieber wieder an.
Einige Tage später kann es zu schlaffen und asymmetrisch verteilten Lähmungen kommen. Dieses paralytische Stadium macht nur ein geringer Anteil der Betroffenen durch (0,5 % – 1 %). Es ist die schwerste Form der Kinderlähmung. Zu diesem Zeitpunkt sind die Vorderhörner des Rückenmarks, seltener das verlängerte Mark oder die Brücke des Gehirns betroffen. Die Lähmungen treten plötzlich auf, man spricht auch von einer „Morgenlähmung“, der abends gesund zu Bett gebrachten Kinder. Zu den Symptomen zählen dabei Schluckstörungen, Atemlähmung, Lähmung des Gesichtsnervs und manchmal auch eine Augenmuskellähmung. Bewußtseinsstörungen und Verwirrtheitszustände kommen, wenn auch sehr selten, vor. Kinderlähmung verursacht in 10 % der Krankheitsfälle eine Atemlähmung, die zum Tod führt.
Im Zeitraum von einem oder mehreren Jahren gehen die Lähmungen bei den Erkrankten wieder zurück, dabei kommt es auf das Alter und die Art der Lähmung an. Gelenksteife, Muskelschwäche und Wachstumsstörungen der betroffenen Gliedmaßen bleiben meist als Spätschäden zurück.
Kinderlähmung ist keine ausschließliche Kinderkrankheit. Auch Erwachsene können diese Krankheit bekommen.
Die Komplikationen bei Kinderlähmung
Komplikationen, die durch die Kinderlähmung entstehen können, sind Herzmuskelentzündung (welche zu einer Herzschwäche führen kann) und bakterielle Sekundärinfekte der Luftwege. Selbst Jahre oder jahrzentelang nach der Infektion kann es zu Post-Poliomyelitis-Syndrom als Spätfolge kommen. Symptome sind extreme Müdigkeit, Muskelschmerzen und Muskelschwund, Atem- und Schluckbeschwerden.